Absolutes Highlight der Saison
Gams gegen Haag – das ist was Spezielles. Dass der Erste auf den Zweiten trifft, geht dabei völlig unter. Für Philip Näf (FC Gams) und Marco Hardegger (FC Haag) ist die Derby Affiche höher einzuschätzen als jene des Spitzenkampfs.
«Auf dem Spielfeld wird um jeden Ball, um jeden Zentimeter Platz gefightet. Als Zuschauer muss man das unbedingt gesehen haben. Fussball total, was man hier sieht», beschreibt der Gamser Philip Näf das Lokalderby zwischen dem FC Gams und dem FC Haag. Auf alles darfman gefasst sein–bloss nicht auf Nachbarschaftshilfe.
Lage hat sich entspannt
«Seit ich vor 20 Jahren angefangen habe Fussball zu spielen, besteht eine Feindschaft», klärt Haags Torwart Marco Hardegger über die Vergangenheit auf. Ergänzt aber rasch, dass sich die Lage entspannt hat. «Mittlerweile kennt man die Leute besser, von Feindschaft kann man heute nicht mehr reden.» Näf unterstützt die These: «Früher war es Verbohrtheit, man hat einem nichts gönnen mögen. Unsere Generation hat das vergessen.» Und das ist gut so. «Jetzt kann man nach dem Spiel gemeinsam etwas trinken gehen und über das Spiel diskutieren. Noch vor 15 Jahren konnte man das nicht», äussert sich Hardegger.
«Vor demLoch verhungert»
Geblieben sind Erinnerungen. Eine davon schmerzt aber dem FC Haag besonders. Im Frühjahr 2010 kam es zu einem epischen Fernduell um den Aufstieg in die 3. Liga. «Ich erinnere mich», sagt Näf. «Wir starteten mit fünf Punkten Rückstand in die Rückrunde und haben miterlebt, wie Haag in Buchs Federn gelassen hat. Haag hat auf ein Tor gespielt, aber brachte den Ball nicht rein.» Hardegger weist darauf hin, dass «bei uns das Unheil schon eine Runde zuvor angefangen hat. Wir verloren zu Hause gegen Au-Berneck 05.» Gams übernahm nach Haags Niederlage in Buchs eine Runde vor Schluss die Ranglistenspitze und verteidigte diese. «Druck und Nerven haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Letztlich sind wir vor dem Loch verhungert und Gams ist an uns vorbeigezogen», erzählt Hardegger.
«Einigen Teams fehlt Konstanz»
Auf höchstem Niveau begegnet man sich nun wieder. Leader FC Gams empfängt den punktgleichen Zweiten FC Haag. Die Tabellenlage der Werdenberger verwundert das Duo nicht. «Haag muss man immer auf der Rechnung haben, vor allem, weil sie abgestiegen sind. Sie haben eine gute Mannschaft. Für mich war schon vor der Saison klar, dass sie vorne mitspielen werden», äussert sich Philip Näf. «Ich bin ebenfalls nicht überrascht», meint Marco Hardegger zum Spitzenplatz der Gamser. «Sie haben einen neuen Trainer, das hat neuen Schwung gegeben und gute Spieler geholt. Gams und Haag sind gute bis sehr gute 4.-Liga-Mannschaften.»
Dass es im Frühling 2015, wie fünf Jahre zuvor, zum Aufstiegs- Duell Gams gegen Haag kommt, ist durchaus realistisch. Doch sowohl Näf als auch Hardegger glauben nicht, dass es eine reine Werdenberger Angelegenheit wird. Besonders auf Eschen/Mauren müsse man aufpassen. Haags Torwart hat auch noch den FC Trübbach im Fokus, der Gamser Stürmer hält dagegen: «Es braucht viel, um eine ganze Saison vorne mit dabei zu sein. Da fehlt einigen Teams die Konstanz.» Hardegger weist darauf hin, weshalb sich der FC Haag in acht Monaten vom FC Gams nicht die Butter vom Brot nehmen lassen wird: «Beide Teams sind genau gleich aufgestellt, haben erfahrene Spieler. Doch einige von uns haben Auf- und Abstiegserfahrungen, wir können sicher besser mit der Situation umgehen als damals.»
Gams in der Favoritenrolle
Doch die Tabellenlage ist eh sekundär. Die Affiche Derby polarisiert um ein vielfaches mehr. «Es ist das absolute Highlight der Saison, egal auf welchem Rang man steht», so Näf, der sogleich beschreibt, was er erwartet: «90 Minuten totaler Kampf – fussballerisch wird es wahrscheinlich kein hochstehendes Spiel werden.» Hardegger ist gleicher Meinung: «Wer mehr kämpft, der gewinnt auch das Spiel.» Vor dem Anpfiff, so ist man sich abermals einig, sei der FC Gams Favorit. «Aber wie es so ist in einem Derby – es kann alles passieren. Die Favoritenrolle kann sich rasch auf die andere Seite verschieben», so Näf. Hardegger ergänzt mit schmunzelnder Miene vielsagend: «Wir lassen uns überraschen, was passiert.»
Unbestritten ist, dass sich Gams und Haag im Aufwind befinden. Die Aussprache nach der 3:5-Niederlage gegen Taminatal hat den Gamsern sichtlich gut getan, seither feierte man drei Siege in Serie. Auch Haag gewann zuletzt zweimal in Folge. Jedoch weniger überzeugend. Die mangelhafte Chancenauswertung verhinderte glanzvollere Resultate. Doch wer siegt nunam Samstag? Näf: «Gams gewinnt, weil wir es unbedingt wollen.
Hardegger: «Haag gewinnt, weil wir konstant über 90 Minuten kämpfen werden.»
Quelle Werdenberger und Obertoggenburger (ROBERT KUCERA)